Weibliche Kastration – aber welches Verfahren?

Eine Kastration bei infizierter (Pyometra), gefüllter, oder auf andere Art verdächtiger Gebärmutter erfolgt immer durch Entfernen von Ovaren (Eierstöcke), Uterus (Gebärmutter) und Uterushörner. Diese Operation wird daher Ovariohysterektomie (OHE) genannt.

Die Ovariohysterektomie stellt bisher den „Goldstandard“ für weibliche Kastrationen dar, auch für die Kastration des gesunden Hundes mit dem Ziel der Tumor- und Pyometraprophylaxe, der Läufigkeitsunterdrückung und Scheinträchtigkeitsunterdrückung.

Jedoch wird von Tierärzten in zunehmendem Maße die Ovarioektomie (OVE oder OE) angewendet, also lediglich die Entfernung der Eierstöcke. Früher wurde bezweifelt, dass die ausschließliche Entfernung der Eierstöcke eine ebenso gute Tumor- und Pyometraprophylaxe darstelle, wie der „Goldstandard“. Dies wurde widerlegt[1]. Von der ausschließlichen Entfernung der Eierstöcke erhoffte man sich einen Zeitvorteil (kürzere Operationszeiten) und kleinere Operationswunden, was jedoch ebenso widerlegt wurde1. Die Operationszeit der endoskopischen Kastration dauert, gegenüber den vorgenannten, länger[2], weshalb wir die klassische Ovariohysterektomie und Ovarioektomie bevorzugen.

In der art-kleintierpraxis favorisieren wir die Ovariohysterektomie gegenüber der Ovarioektomie, da sie nach aktueller Erkenntnis ebenso sicher, schnell und belastungsarm durchgeführt werden kann, aber auch vor den folgenden Eventualitäten schützt:

Prinzipiell sind Infektionen der belassenen Gebärmutter nach ausschließlicher Entfernung der Eierstöcke möglich, wenngleich die Pyometra, wie wir sie kennen, nur unter Progesteroneinfluss entstehen kann.

Bei Hund und Katze kommen Tumore der Gebärmutter vor. Es scheint, dass hormonelle Einflüsse bei ihrem Entstehen eine Rolle spielen, ist jedoch für eine Behandlungsentscheidung nicht ausreichend belegt. Wir nutzen den positiven Effekt auch gleichzeitig Tumore der Gebärmutter und der Gebärmutterhörner ausschließen zu können.

 

[1] Okkens A C, Kooistra H S and Nickel R F (1997). Comparison of long-term effects of ovariectomy versus ovariohysterectomy in bitches, J Reprod Fertil Suppl, 51: 227-231.

Janssens L A A (1991). Bilateral flank ovariectomy in the dog – surgical technique and sequelae in 72 animals, J Small Animal Practice, 32: 249-252

Peeters M E and Kirpensteijn J (2011). Comparison of surgical variables and shortterm postoperative complications in healthy dogs undergoing variohysterectomy or ovariectomy, J Am Vet Med Assoc

[2] Davidson E B, Moll H D and Payton M E (2004). Comparison of laparoscopic ovariohysterectomy and ovariohysterectomy in dogs, Vet Surg 33: 62-69.

Hancock R B, Lanz O I, Waldron D R et al (2005). Comparison of postoperative pain after ovariohysterectomy by harmonic scalpel-assisted laparoscopy compared with median celiotomy and ligation in dogs, Vet Surg, 34: 273-282