Offizielle HD-Röntgenuntersuchung (Hüftdysplasie)

Hüftdysplasie und die offizielle HD-Röntgenuntersuchung

Die Gelenkspfanne ist zu flach um den Oberschenkelkopf zu halten. Er wird höchstens zu 1/4 - 1/3 von der Gelenkspfanne abgedeckt.

Die Gelenkspfanne ist zu flach um den Oberschenkelkopf zu halten. Er wird höchstens zu 1/4 – 1/3 von der Gelenkspfanne abgedeckt.

Die Hüftdysplasie (HD) ist eine Fehlstellung des Hüftgelenks. Bei einer Hüftgelenksdysplasie ist die Gelenkspfanne zu flach oder zu groß, so dass der Oberschenkelkopf nicht ausreichend Halt findet. Das Gelenk ist dadurch instabil. Im gesunden Hüftgelenk passt der kugelige Kopf des Oberschenkelknochens haargenau in eine Vertiefung des Beckens, der Gelenkspfanne. Der Oberschenkelkopf kann in dieser Pfanne zwar rotieren aber nicht verrutschen, weil sie ihn eng umschließt.
Doch oft haben die Patienten schon früh Schmerzen. Die ersten Probleme können schon mit 4 bis 10 Monaten auftreten. Wegen der Schmerzen haben die Hunde wenig Lust sich zu bewegen, sind plötzlich „faul“ oder gehen lahm und/oder haben Schwierigkeiten beim Aufstehen. Auch in der Folge entstehende Arthrosen können, aber müssen nicht, Symptome zur Folge haben. In schweren Fällen sind die Patienten schon mit 1 bis 3 Jahren derart schmerzhaft, dass unbehandelt das Weiterleben zur Qual wird. Heute gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten (je früher diagnostiziert, desto mehr Möglichkeiten), die diesen Patienten ein normales Leben ermöglichen können. Eventuell muss sogar der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks vorgenommen werden.
Abgesehen von den Schmerzen, folgenden Arthrosen und Verschleißerscheinungen des betreffenden Gelenks, sind die Folgen weitreichend. Die Vermeidungshaltung der Patienten führt zu Fehlbelastungen, die weitere orthopädische Probleme nach sich ziehen. Die Hüftdysplasie kann u.a. ein auslösender Faktor [1] bei der Entstehung des CES (Cauda Equina Syndroms) [2] und beim Kreuzbandriss des Hundes sein.
Nicht alle Hunde mit HD zeigen Symptome. Meist sind mittelgroße und große Rassen und deren Mischlinge betroffen. Da die Hüftdysplasie in einem hohen Grad erblich bedingt ist (die Angaben in der Literatur schwanken stark, meist werden 20-50% ermittelt) [3], fordern fast alle VDH Vereine Hundebesitzer zur zertifizierten Röntgenuntersuchung auf.

Änderst sich die Einstufung eine Hüfte mit dem Alter ([4], [5])?

Ja. Eine früh als fehlgestellt diagnostizierte Hüfte wird sich in der Gradeinteilung nicht verbessern, kann sich aber verschlechtern. Früh als HD-frei befundene Hüften, können zu einem späteren Zeitpunkt dysplastisch sein. So fand Smith in einer Langzeitstudie, dass 55% vormals HD-freier Labrador Retriever bis zu ihrem Lebensende eine dysplastische Hüfte entwickelten. Im Gegensatz zu Menschen mit HD ist diese Missbildung des Hüftgelenks bei Hunden nicht angeboren sondern entwickelt sich in der Wachstumsphase.
Tatsächlich spielt auch die Ernährung und Haltung eines wachsenden Hundes eine bedeutende Rolle bei der Entstehung der HD Rund 30% aller Hunde mit HD leiden auch unter anderen Gelenksveränderungen.
Die Untersuchung auf Hüftdysplasie dient der Vorsorge wie Zuchtauswahl und erfolgt nach vorgegebenen Standards u.a. mittels Röntgenuntersuchung. Die Qualität der Aufnahme ist für eine sinnvolle Bewertung ausschlaggebend. Ziel ist eine hohe und gleichbleibende Qualität bei der Auswertung der Aufnahmen. Deshalb darf nicht jeder Tierarzt die Röntgenuntersuchung für ein offizielles HD-Zertifikat zur Erlangung der Zuchttauglichkeit durchführen. Die Tierärzte müssen sich hierfür, beispielsweise vom (SV) Verein für Deutsche Schäferhunde lizenzieren lassen.

Zur standardisierten Beurteilung ist es wichtig, dass die Oberschenkel nahezu paralell verlaufen, sich die Kniescheiben nahezu mittig oberhalb des Gelenkes abbilden und die Hüfte nicht gekippt ist.

Zur standardisierten Beurteilung ist es wichtig, dass die Oberschenkel nahezu paralell verlaufen, sich die Kniescheiben nahezu mittig oberhalb des Gelenkes abbilden und die Hüfte nicht gekippt ist.

Dies ist einer der wenigen Bereiche in denen der Tierarzt per Gesetz eine Gewährleisung garanieren muss. D.h. er ist rechtlich verpflichtet eine auswertbare Qualität (korrekte Lagerung etc.) zu gewährleisten und bei Mägeln kostenlos Nachbesserung zu leisten. Hiermit wird der hohe Qualitätsanspruch zusätzlich gesichert.
Darüber hinaus haben die im VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) erfassten Mitglieder (das sind u.a. die entsprechenden Rassehunde-Zuchtvereine) jeweils spezielle Gutachter für die Auswertung benannt.
Da sich die HD erst nach der Geburt (und sich die Einstufung mit zunehmendem Alter ändern kann) entwickelt [4],[5] ist ein Mindestalter für die offizielle HD-Röntgenuntersuchung vorgesehen. In Deutschland sollen die Hunde mindestens 12 Monate alt sein. International agierende Züchter sollten sich über die entsprechend geltenden Standards zum Mindestalter informieren. Für die offizielle HD-Röntgenuntersuchung sehen FCI, BVA/KA und OFA ein unterschiedliches Mindestalter vor. Der FCI (Fédération Cynologique Internationale, www.fci.be) sieht bei den meisten Hunderassen das Mindestalter von einem Jahr vor und bei sehr großen Rassen 1,5 Jahre. Der BVA/KC (British Veterinary Association / Kennel Club, www.bva.co.uk/Hip_Scheme.aspx) fordert in England ein Mndestalter von 1 Jahr. Aber die OFA (Orthopedic Foundation For Animals, www.offa.org) fordert für die USA ein Mindestalter von 24 Monaten für die HD-Röntgenuntersuchung.
Wir beraten Sie gerne in der ART-Kleintierpraxis zu einer optimierten Ernährung und Haltung, damit Sie diese Faktoren, die an der Entstehung der Hüftdysplasie beteiligt sind, weitestgehend ausschließen können (siehe unten).


[1] Morgan, JP et al (1999) Hereditary Bone and Joint Diseases in the Dog.
[2] CES Schmerz bis Lähmungszustände durch Dysfunktion der Nervenwurzel im Bereich des Übergangs vom letzten Lendenwirbel zum Kreuzbein, z.B. als Folge von Kompression durch die vorgefallene Bandscheibe.
[3] Linnmann, SM (2012) Die Hüftgelenksdysplasie des Hundes.
[4] Corley et al. (1997) Reliability of early radiographic evaluations for canine hip displasia obtained from the standard ventrodorsal radiographic projection. JAVMA, Vol. 211, No. 9, 1142-1146.
[5] Smith et al. (2004).