Glaukom

Verschiedene Augenerkrankungen aber auch systemische Erkrankungen können zu einem erhöhten Augeninnendruck und zum Glaukom führen. Das Glaukom (Grüner Star) hat einen Verlust von Nervenfasern zur Folge mit Aushöhlung (Exkavation) des Sehnervenkopfes (Papille) an der Austrittsstelle des Sehnerven Nervus opticus. Im Extremfall kommt es zu einer Erblindung des betroffenen Auges. Deshalb und weil es sehr schmerzhaft ist, ist ein Glaukom ein absoluter Notfall und muss sofort dem Tierarzt vorgestellt werden. Oft können nur durch sofortigen Behandlungsbeginn Schäden, die zur Erblindung führen, oder sogar zur operativen Entfernung des Auges zwingen, vermieden werden. Nur schnelles Erkennen und Behandeln kann eine Erblindung verhindern, denn umso höher der Augeninnendruck und je länger dieser bestehen bleibt, desto schlechter ist die Aussicht auf Heilung und Vermeidung von Folgeschäden.

Folgender Patient wurde uns mit seit ca. drei Tagen bestehenden Augenproblem vorgestellt. Zugekniffene Augen (Bilateraler Blepharospasmus), Absonderung von klarer Tränenflüssigkeit und milchig opaleszierende Hornhaut waren den Besitzern aufgefallen. Tiere mit derart schmerzhaften Prozessen sind häufig appetitlos oder verweigern zu trinken.

Die Patienten verschlechtern häufig die Situation durch Kratzen. Der Patient war außerdem auffällig, da er seit den Veränderungen unsicher beim Spaziergang war und auch zurückblieb. In diesem Fall war der Patient schon irreversibel erblindet, da schon eine Netzhautablösung bestand. Das Auge konnte durch die Behandlung erhalten werden und war nicht mehr schmerzhaft. Wird der Patient dem Tierarzt rechtzeitig vorgestellt, können Schädigungen wie Netzhautablösung oder Linsenluxation etc. vermieden werden.

Glaukom am nächsten Behandlungstag. Noch immer ist opaleszierend das Hornhautödem und die Gefäßstauung zu erkennen.

Bild: 1 Tag nach Behandlungsbeginn fotografiert. Immer noch ist die etwas milchige opaleszierende Hornhaut zu erkennen, aber der Zustand hat sich schon deutlich gebessert. Am ersten Tag (im akuten Stadium) schimmerte die Hornhaut bläulich und die Sicht ins Augeninnere war somit verlegt. Da Wasser in der Hornhaut eingelagert wird (Ödem) kommt es zu diesen Veränderungen.

Auch dieser Patient hatte bei der Erstvorstellung schon Erblindungserscheinungen. In der Praxis läuft er ohne Leine auf Stühle auf, beim Abwenden vom Hindernis erkennt er jedoch (seitlich) das Hindernis findet einen Durchgang und läuft zielstrebig zwischen den Hindernissen hindurch. Der Augeninnendruck war systemisch bedingt. Der Blutdruck war erhöht und spielt bei der Entstehung dieses Glaukoms eine Rolle.
BD: 199/89 [108] Hf 103

BILD: Glaukom am nächsten Behandlungstag. Noch immer ist opaleszierend das Hornhautödem und die Gefäßstauung zu erkennen.

Im obigen Bld lässt die Gefäßinjektion Pathlogische Prozesse vermuten

Augenuntersuchung:


Die Hornhaut war unverletzt, da auf beiden Seiten der Fluoreszein-Test negativ war. Auf konjunktivale Gabe von Conjucain (Lokalanästhetikum) werden die Augen nicht mehr zugekniffen. Aufgrund der Irritation lag eine Hyperlakrimation (Überproduktion von Tränenflüssigkeit) vor.

Die episkleralen Gefäße (Gefäße auf der Lederhaut) sind aufgrund der Kongestion (Stauung) prominent angeschwollen, opaleszierendes Hornhautödem, Mydriasis, Uveitis und Katarakt der Linse. Dahinter sind Linsen und Netzhaut nicht einsehbar. Die Pupille reagiert nicht auf Licht. Die unveränderte Iris ist pupillennah nur für ca 0,5 mm sichtbar, danach ist sie konturreich Aufgeworfen.

Um zu verdeutlichen wie schwierig die Beurteilung von Augenveränderungen für den Laien ist, zeigen wir auf den folgenden Bildern Veränderungen der Iris, die behandlungswürdig sein könnten. Diagnostisch müssen Glaukom verursachte Änderungen des Augeninnendruckes ausgeschlossen werden, andererseits kommt auch eine altersbedingte Irisatrophie in Frage.

Im Ultraschall wurde beiderseits Retina Detachement (Netzhautablösung) festgestellt. Das Präzipitat konnte in der hinteren Linse nachgewiesen werden sowie. Beweisend für ein Glaukom zeigte sich ein „cupping“ (eine becherförmige Ausbuchtung im Astrittsbereich des Nervus Opticus) sowie eine Verkleinerung der vorderen Augenkammer. Die nachfolgenden Bilder zeigen Darstellungen des Auges im Ultraschall.

Die Gefäßinjektion lässt pathlogische Prozesse vermuten. Es handelte sich jedoch um eine altersbedingte Irisatrophie.

Im Bild darunter (unten) ziehen Fasern in Richtung der Linse, eine angeborene sogenannte “Membrana persistenz”, die nicht behandlungswürdig ist.

Mit der medikamentellen Behandlung hat sich am folgenden Tag das Hornhautödem zurückgebildet. Rechts ist nun verschwommen Linsenhintergrund, die Netzhaut und Nervus Optikus wahrnehmbar, sowie ein Präzipitat in der hinteren Linse erkenntlich. Im linken Auge hat sich ebenfalls das Hornhautödem zurückgebildet, jedoch besteht nach wie vor ein undurchsichtiger Katerakt.

Die Iris vermisst ihre klare Erscheinung, die Ränder von Pupille und Iris sind asymmetrisch, die Iris ist geschwollen und erscheint prominent in die Vordere Kammer hineingedrückt, was die Vordere Augenkammer verkleinert.)

Bild: Aufgrund des erhöhten Druckes, ibs der hinteren Augenkammer, ist die Iris aufgewölbt.
In diesem Fall erfolgte die Behandlung in Absprache mit den Besitzern nur durch Medikamente. Ziel war die Verbesserung und Wahrung des Status quo, sowie Präventiion weiterer Schädigung.

Bild

Die angeborene sogenannte “Membrana persistenz” ist nicht behandlungswürdig.

Häufig führt ein Bluthochdruck (mit oder ohne Glaukom) zu Blutungen in das Auge (Hyphema). Diese können aber auch traumatisch bedingt sein. Bei ursächlich erhöhtem Blutdruck stellen wir die Patienten meist stationär ein, da der erhöhte Blutdruck behandelt (Risiko eines plötzlichen Blutdruckabfalls im Rahmen der Behandlung) und seine Ursache gefunden werden muss. Messungen des Blutdrucks, Bestimmung der Gerinnungsfaktoren und Ausschluss einer Koagulopatie, chronisches Glaukom, Tumor, Uveitis, Hyperviskosität etc müssen abgeklärt werden.

Glaukom Ultrasschall linkes Auge
Glaukom UltrasschallGlaukom Ultrasschall rechtes Auge

Das primäre Glaukom lässt sich operativ recht elegant durch Zyklokryokoagulation behandeln. Ohne Eröffnung des Augapfels wird von außen ca.  drei mm hinter dem Hornhautlimbus mittels Sonde der Ziliarkörper thermisch zum Teil verödet. Die Vereisung des Ziliarkörpers führt zu einer Reduzierung der Kammerwasserproduktion und damit zu einer Augeninnendrucksenkung. Diese Methode wird in der art-kleintierpraxis erfolgreich angewendet. Grundvoraussetzung hierfür ist die genaue Abklärung möglicher anderer Ursachen.

Bild: Hyphema, Ursache: kein Glaukom sondern Augenstichverletzung (der kleine grüne Punkt halbmittig bei acht Uhr zeigt den Stichkanal an).