Die DARthroplastik nach Slocum [Slocum et Slocum 1998] und die Denervation des Hüftgelenks nach Küpper [Küpper et Kinzel 1995].
Die DARthroplastik (DARthroplasty) ist eine Operationstechnik die erfolgreich beim jungen Hund mit Hüftdysplasie angewendet wird. Bei der DARthroplastik wird eine Überdachung der zu flachen Hüftgelenkspfanne und der Gelenkkapsel aus (vom Patienten gewonnenen) Knochentransplantaten vorgenommen. Der vorher luxierende Oberschenkelkopf wird durch diese Überdachung abgestützt. Da so der schmerzhafte Zug an der Gelenkkapsel aufgefangen und verhindert.
Die Denervation des Hüftgelenks befreit sofort von den durch die HD ausgelösten Schmerzen mit der Folge vermehrter Bewegungsfreude und Aktivität. An der Instabilität des Gelenks und der begleitenden Arthrose ändert die Denervation nichts. Da die Operation minimal invasiv, schnell und vergleichsweise kostengünstig ist, stellt die Deneravtion für manchen Patienten die einzige Hoffnung auf Schmerzfreiheit und wiedergewonnene Lebensqualität dar.
Wir hoffen Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, indem wir die Optionen wesentlicher Operationsmethoden bei Hüftdysplasie darstellen. Bitte verschaffen Sie sich einen Überblick auf unserer Seite: Operationsmethoden bei Hüftdysplasie eine schwere Entscheidung?
Keine Behandlung kann für sich allein und uneingeschränkt in Anspruch nehmen, die einzige richtige Wahl zu sein. Der Zeitpunkt des Auftretens von klinischen Symptomen (Schmerzen erkennbar in humpeln oder eingeschränkter Aktivität etc), das Alter des Patienten, der Grad der Instabilität im Hüftgelenk [(Sub)-Luxation] und mangelnde Abdeckung und andere Faktoren spielen eine Rolle bei der Abwägung geeigneter Operations- und Behandlungsmethoden. Auf dieser Seite werden zwei alternative Optionen die allgemein weniger bekannt sind [Luck 2007] vorgestellt:
Die DARthroplastik
Das nach Slocum gezeichnete Schema zeigt im Querschnitt, wie die Knochentransplantate über dem Pfannendach des Hüftgelenkes, der Gelenkkapsel und dem Oberschenkelkopf positioniert sind.
DARthroplastik: Praktische Anwendung der Früherkennung der Hüftdysplasie
Es gibt viele Möglichkeiten einen Hund mit Hüftdysplasie zu behandeln. Um so früher sie festgestellt wird, umso mehr Optionen und Chancen gibt es. Aus Entwicklungs-bedingten Gründen ist die DARthroplastik am Erfolg-versprechendsten, wenn sie bei Hunden in einem Alter von 8 und unter 12 Monten durchgeführt wird [Luck 2008]. Daher ist es um so wichtiger entsprechend gut informiert zu sein. Die DARthroplastik schließt die therapeutische Lücke zwischen Beckenosteotomie (link) und künstlicher Hüfte (link). Wichtig für Ihren Erfolg ist, dass der Knorpel noch weitestgehend intakt ist. Eine operative Behandlung hat immer das Ziel einer Schmerzfreiheit bzw Linderung, die Gelenksfunktion sollte verbessert werden und die sich später zwangsläufig entwickelnden Arthrose sollte eingeschränkt oder gar vermieden werden.
Wird beispielsweise mit 5 Monaten Hüftdysplasie als Ursache der Lahmheit festgestellt, quälen sich diese Patienten trotz Medikamenten viele Monate bis an die Grenze des Erträglichen während gewartet wird bis sie ausgewachsen sind. Nicht selten können die Besitzer diesen Zustand nicht mehr mit ansehen und lassen den Patienten erlösen. Abgesehen davon bedingt der Schmerz und die Lahmheit eine Fehlhaltung die ernste Folgeschäden, wie Bandscheibenerkrankungen nach sich ziehen kann[ [Morgan 1999].
Die DARthroplastik bietet die Chance, dass sich die Schmerzen der Osteoarthrose als Folge der Hüftdysplasie nicht oder geringfügiger einstellen. Darüber hinaus kann in vielen Fällen die Hüfte in der Folge derart stabil ausgebildet sein, dass auf weitere Operationen wie z.B. einer künstlichen Hüfte vollständig verzichtet werden kann. Die DARthroplastik schließt die therapeutische Lücke zwischen Beckenosteotomie und künstlicher Hüfte. Wichtig für Ihren Erfolg ist, dass der Knorpel noch weitestgehend intakt ist. Wenn gleich Slocum et Slocum die Ansicht vertreten, dass sich mittels DARthroplastik degenerative Prozesse nicht nur minimieren sondern auch anhalten lassen, Luck sogar ältere Hunde mit Arthrose in Folge schwerer HD mittels DARthroplastk für behandlungswürdig erachtet, – so wird andern Orts berichtet, dass vorhandene degenerative Prozesse nicht zum Stillstand gebracht werden [Pfeil 2002].
Das Operationsverfahren der DARthroplastik [Slocum et Slocum 1998].
Die Gewinnung der Knochenstreifen und des Knochenmarks erfolgt aus dem Hüftbein.
Die DARthroplastik wird von wenigen Tierärzten angeboten, weshalb uns die Patienten meist überwiesen werden. Die Operation beginnt mit der Gewinnung von streifenförmigen Knochen-Transplantaten aus dem Darmbeinflügel der Hüfte, die stabil miteinander verbunden werden und über der nicht ausreichend ausgebildeten Hüftpfanne platziert werden. Die Transplantate werden je nach Erfordernis auf dem Rand der Hüftpfanne zur Abdeckung des Oberschenkelkopfes befestigt. Beim noch wachsenden Hund verwachsen die Transplantate mit dem Knochen und bilden eine bessere Abdeckung des Oberschenkelkopfes.
Die aus der Hüftschaufel gewonnenen Knochenstreifen für die Transplantation werden zu einer Becher-förmigen Manschette geformt und mit starkem Nahtmaterial miteinander und in der Gelenkkapsel verankert.
Damit besteht die Chance, dass die Instabilität des Gelenkes aufgehoben wird. Wichtig ist die Gewinnung guter Transplantate und deren suffiziente Platzierung und Verankerung auf dem Pfannenrand der Hüfte unter Schonung der jeweiligen Nervenzüge. Die Verankerung erfolgt Hüftseitig über einen Verriegelungsstreifen und über Bohrungen in den Hüftknochen sowie einer Kapselnaht. Durch die Bohrung ist der Markraum eröffnet und das Knochenmark zur Einheilung und Verschmelzung der Transplantate aktiviert. Auf dem nebenstehenden Bild ist zu sehen wie die Transplantatstreifen miteinander verbundenen eine dem Patienten angepasste gewölbte Kappe bilden. Mit diesen Transplantaten (Knochenstreifen) wird auch Knochenmark und weitere Streifen gewonnen. Nach entsprechend angepasstem Schema werden Transplantate und zwischengeschobenes Mark den Anforderungen angepasst und mittels Naht auf der Gelenkskapsel verankert. Die abschließende Überdeckung mit den Muskeln (Gluteen und Gemelli) gibt zusätzlich Stabilität. Eine Naht zwischen Musculus gluteus profundus und Musculus gemelli verhindert weitestgehend ein Verrutschen der freien Transplantate.
Die Denervation der Hüftgelenkskapsel nach Küpper (Küpper et Kinzel 1995)
Es handelt sich um einen kaum belastenden, einfachen und winzigen minimal-invasiven Eingriff ohne ernsthafte Komplikationen, der für viele Autoren Bestandteil des Behandlungsplans der Hüftdysplasie ist [Schneider-Haiss 1995, Loeffler 1997, Kinzel 2002a,b, 2009, Braun 2003, Snelling und Wong 2003, Walls 2005, Collard 2008, Lister 2009, Reif 2010]. Durch einen kleinen Hautschnitt wird ein Zugang zum knöchernen Rand des Hüftgelenks geschaffen. Hier wird die Knochenhaut (Periost) vor und um die Gelenkskapsel abgetragen. Für das Auge nicht sichtbar liegen hier die den Schmerz weiterleitenden Nerven, so dass anschließend bis zu 92% der Hunde signifikante Verbesserungen zeigen und je nach Schweregrad der Symptome 52-82% beschwerdefrei eingestuft werden [Kinzel 2002, 2009, Linnmann S M 2012]. Die Erfolgsrate ist damit sehr hoch. Da der Eingriff so einfach ist, kann er leicht auf beiden Seiten in einer Sitzung angewendet werden. In der Operation wird weder ein Implantat eingebracht noch werden die knöchernen Strukturen verändert, weshalb nach diesem Eingriff alle Optionen anderer Operationstechniken offen bleiben [Braun 2003, Snelling et Wong 2004, Kinzel 2009, Reif 2010). Andererseits bleibt die Instabilität der Hüftgelenke bestehen und bedingt Verschleißprozesse wie das Fortschreiten der Osteoarthrose, weshalb verschiedene Tierärzte der Denervation kritisch gegenüber stehen. Ein schon fortgeschrittener Muskelschwund (Muskelatrophe) ist für den Operationserfolg prognostisch nachteilig. Die Denervation der Hüftgelenkskapsel nach Küpper ist eines der kostengünstigsten Verfahren und bietet daher eine gute Alternative zu den anderen Operationsmethoden zur Behandlung von Hüftgelenksarthrose bzw. Hüftgelenksdysplasie. Diese Methode bietet für viele Hunde eine Chance auf höhere Lebensqualität bis Schmerzfreiheit, insbesondere wenn deren Besitzer aus finanziellen oder anderen Gründen andere Techniken wie beispielsweise eine Endoprothese ablehnen.
Beide Verfahren stehen einem späteren Hüftgelenkersatz nicht entgegen.
Literatur DARthroplastik
Küpper W, Kinzel S (1995) Denervation der Hüftgelenkkapsel. In: Therapie von Hüftkrankheiten. Reg. Arb. Süd Kleintierkrankenh. , Wiesloch, 5./6.11.1994 Hrsg. Walla L 19-21.
Luck D R (2007) DARthroplasty: overlooked and underused (poster presentation). Veterinary Orthopedic Society Proceedings, Sun Valley, Idaho.
Luck D R (2008) DARthroplasty: Its use in a hip wellness program and how the procedure is performed. Veterinary Orthopedic Society Program Big Sky, Montana 9.-11. 3.
Morgan, JP et al (2000) Hereditary Bone and Joint Diseases in the Dog. Schlütersche Hannover.
Pfeil, I (2002) Klinische Diagnostik der Hüftgelenksdysplasie beim Hund. Welche Therapie ist indiziert? 48. Jahrestagung FK-DVG, 30.8 -1.9 Magdeburg.
Slocum et Slocum (1998) DARthroplasty. In: Current techniques in small animal surgery (Hrsg. Bojrab M J) 4. Auflage Williams & Wilkins.
Literatur Denervation
Braun D, Lautersack O Schimke E, Gentsch-Braun D (2003) Dorsale Denervation der Hüftgelenkskapsel beim Hund. Kleintierpraxis 48, Heft 4, 211-218.
Collard E, Maitre P, Quang T L, Fau D, Carozzo C, Genevois J P, Viguier E (2008) Canine hip denervation : comparison between clinical outcome and gait analysis (9 cases). Proceedings ESVOT-Kongress 10-14, 9/2008 München. Hrsg. Vezzoni A, Innes J, Lepage O.
Kinzel S, Hein S, von Scheven C, Küpper W (2002b) 10 years experience with denervation of the hip joint capsule for treatment of canine hip joint dysplasia and arthrosis Berliner und Munchener Tierarztliche Wochenschrift, 115(1-2):53-56.
Kinzel S, Scheven Cvon, Buecker A, Stopinski T, Kupper W (2002a) Clinical evaluation of denervation of the canine hip joint capsule: a retrospective study of 117 dogs. Vet Comp Orthop Traumatol. 15(1):51-56.
Kinzel S, Schneider M, Krombach G (2009) Die Denervation der Hüftgelenkskapsel: Eine minimal-invasive Alternative zu anderen palliativen und rekonstruktiven Operationsverfahren in der Therapie der caninen Hüftgelenksdysplasie und- arthrose. Der praktische Tierarzt 90, Heft 2, 110-117.
Linnmann S M (2012) Die Hüftgelenksdysplasie des Hundes. 2. Auflage Schaefermüller Publishing GmbH S.422-432.
Lister S A, Roush J K, Renberg W C, Stephens C L (2009) Ground reaction force analysis of unilateral coxofemoral denervation for the treatment of canine hip dysplasia. V.C.O.T. 2, 137-141.
Loeffler K (1997) Die Hüftgelenksdysplasie der Hunde und ihre Behandlung. Hunde Revue 2/97,22-25.
Schneider-Haiss M (1995) Hüftgelenksdysplasie: Welche Therapiemöglichkeiten bieten sich an? Hunde Revue 3/95, 26-30.
Snelling S R, Wong WT (2004) Denervation of the craniodosal joint capsule in canine hip dysplasia: initial resuts in a pilot trial. Aust. Vet. Practit 34(1) March 11-15.
Reif U (2010) Alternatives to total hip replacement. 25 VÖK-Jahrestagung2010, 191-196.