Narkosestandards

Narkose

Für Narkosen bieten wir den medizinischen Standard, den Sie von der Humanmedizin erwarten, d.h. Geräte-überwachte und medizinisch überwachte Inhalationsnarkose . Um die Sicherheit zu optimieren werden vorab ibs. Allgemeinzustand, Herz und Kreislauf untersucht – wir empfehlen ein Blutprofil vor jeder Narkose. In der art-kleintierpraxis werden die Patienten bei jeder Narkose intubiert. Ein Gefäßzugang ermöglicht bessere Kontrolle bei Narkosezwischenfällen, Infusionen beschleunigen die Ausscheidung der „Betäubungsmittel“ und schützen die Nieren. Die Inhalationsnarkosen werden gemäß neuesten Erkenntnissen zu Anästhesie und Schmerzmanagement über eine Prämedikation eingeleitet. Als Narkosegas wird in der art-kleintierpraxis Isofluran verwendet, dessen Verwendung derzeit in der Kleintiermedizin die sicherste Inhalationsnarkose darstellt.

Das Monitoring des Patienten und aller wichtigen Parameter erfolgen mittels Narkoseprotokoll durch eine*n Tierarzt*in und tiermedizinisches Fachpersonal. Die Patienten werden während der gesamten Narkose und Aufwachphase überwacht. Es ist selbstverständlich, dass die Patienten dem Besitzer nur wach mitgegeben werden, denn statistisch treten beim Hund 40% der Narkosezwischenfälle in der Narkose und 60% in der Aufwachphase auf. Bei der Katze beträgt das Verhältnis 50:50. Der Besitzer hätte in einem solchen Fall keine Chance helfend einzugreifen.

Ist ein Tier schon einmal in Narkose, dann sollten alle Untersuchungen und Behandlungen die sonst schmerzhaft sind oder ebenfalls eine Narkose erfordern erledigt werden (soweit die hierdurch verlängerte Narkosedauer vertretbar ist), eine „Generalüberholung“. Damit machen Sie die Notwendigkeit einer wiederholten Narkose unwahrscheinlicher. Dieses Vorgehen ist tierfreundlich, verbessert die allgemeine Gesundheit (wodurch sich die Abwehrkraft erhöht) und Sie beugen weitere Erkrankungen vor – letztendlich spart es Ihnen Geld durch Folgekosten.

In der Medizin sind nur begrenzt Einsparungen möglich, denn die Qualität darf nicht leiden – trotzdem ist es möglich Sicherheitsrisiken gegeneinander abzuwägen. Jede Narkose ist mit einem Risiko verbunden. Bei der Wahl für das Mindestmaß an Sicherheit bei der Narkose beraten wir Sie gerne individuell bezogen  auf Gesundheit, Rasse und Kondition Ihres Patienten.

Auswertung von Narkoserisiken

Generell wird empfohlen, die Menge der Narkosemedikamente so gering  und die Narkosedauer so kurz als möglich zu halten. Ein Reihe ausgezeichneter Studien evaluierte die Haufgkeit von Problemen und Sterblichkeit von Hunden und Katzen in und um Narkosen. Generelle und spezifische Risikofaktoren, die einfach behoben werden können, wurden herausgearbeitet  (Brodbelt et al. 2008); (Brodbelt 2009, 2010).

Katzen

Katzen haben diesbezüglich ein hoheres Risiko aufgrund erschwerter Intubation und der häufiger inapparent vorkommenden Kardiomyopathie.

Alter

Junge Tiere haben das geringste Risiko, besonders junge Tiere ein leichtes und alte Tiere ein deutlich erhöhtes Narkoserisiko. Tiere, die jünger als ein halbes Jahr und älter als 5 Jahre waren, wurden verglichen. Hierbei haben Tiere ausserhalb des Intervalls ein höheres Narkoserisiko. Wobei Tiere jünger als 6 Monate ein geringeres Risiko gegenüber Tieren älter als 5 Jahre haben. Ältere Tiere und geriatrische Patienten haben ein deutlich höheres Narkoserisiko.

Sehr junge Patienten stellen besondere Anforderungen an die Narkose. Bei Narkosen an Tieren die jünger als 4-5 Monate alt sind, bezieht sich das auf die Fähigkeit, die für Narkose und Schmerzausschaltung verwendeten Medikamente zu verstoffwechslen und auszuscheiden. Diese jungen Patienten haben eine noch unvollständig ausgebildete Nierenfunktion und Leberfunktion. Im Blutstrom werden Medikamente an Proteine gebunden. Die Fähigkeit der Proteinbindung ist ebenfalls vermindert. Da nur geringe Glykogenspeicher in den Muskeln vorhanden sind, die Funktion der Glukoneogenese (Bereitstellung von Zucker) vermindert ist, besteht eine Prädisposition dieser sehr jungen Patienten für eine Unterzuckerung während Narkosen (Root Kustritz 1999). Dem kann während Narkosen mit Infusionen begegnet werden. Katzen- und Hundewelpen die jünger als 10 Wochen sind sollten daher maximal 3-4 Stunden vor einer OP fasten, wohingegen ältere Tiere (als Schutz vor der Aspiration bei möglichem Erbrechen) 8 Stunden Nahrungskarenz haben sollten (Faggella and Aronsohn 1993, 1994). Außerdem ist bei diesen jüngsten Narkosepatienten besonderes Augenmerk auf die Temperaturregulation zu legen, denn sie haben nur eine verminderte Fähigkeit diese zu steuern (Root Kustritz 1999). Auch unter diesem Gesichtspunkt solten alle zur Präparation verwendeten Flüssigkeiten und Infusionen vorgewärmt sein und die geschorende Fläche auf das nötigste reduziert werden.

Temperatur

Unterkühlung erhöht Narkoserisiko erheblich:

Hypothermie (Unterkühlung/Untertemperatur) stellt eine erhebliche Gefahr für das Auftreten von Komplikationen oder gar Todesfällen während und um das Narkoseintervall dar und erhöht diese.  Eine ausgeprägte Untertemperatur kann sich schon während der Narkoseeinleitung und der Präparation für die OP entwickeln. Da viele Narkosemedikamente die körpereigene Temperaturregulation aufheben, sollte auch in den ersten 8 bis 12 Stunden nach einer Narkose regelmäßig und regulär die Temperatur überwacht werden. In der art-kleintierpraxis werden die Patienten während der Narkose und Aufwachphase auf eine Wärmematte gelegt. In der Station werden die Patienten überwacht und erhalten Rotlicht und nach Ermessen Wärmematten. Wenn Patienten noch am selben Tag der Narkose nach Hause gehen, sollten die Besitzer die Körpertemperatur kontrollieren. An kalten Tagen können die Tiere unterkühlen und z.B.  im Sommer in der Folge hoher Außentemperaturen überhitzen.

Dosierung

Überdosierungen sind fatal und erhöhen das Narkoserisiko. Alle Tiere, aber ganz besonders die jüngeren Tiere sollten vor der Narkose gewogen werden um sicher zu gehen, dass Überdosierungen ausgeschlossen sind.

Monitoring

Patienten-Überwachung (Monitoring) senkt das Narkoserisiko. Für die intraoperative Überwachung (Monitoring) sowie die Überwachung in der Aufwachphase konnte eine herausragende Bedeutung zur Vermeidung von Narkosekomplikationen und Todesfällen belegt werden. Dies beinhaltete in den Untersuchungen die intraoperative Überprüfung des Schmerzempfindens, der Körpertemperatur und Pulsoximetrie. (In der art-kleintierpraxis werden mehr Parameter als die hier genannten überwacht).

art – Gold/Silber/Bronze Standard

Standards erhöhen die Qualität und damit die Sicherheit – aber eben auch die Kosten. Mit höheren Standards erhöht sich auch die Sicherheit der Narkose. Der art Gold Standard ist somit am sichersten für Ihr vierbeiniges Familienmitglied. Der ART Gold Standard beinhaltet die optimale Versorgung, z.B. entspricht er bei Narkosen in etwa dem Standard von Inhalationsnarkosen in der Humanmedizin. Über ein kurzwirksames (ca. 3 min.) Narkosemedikament (z.B. Propofol) wird beim Patienten die Toleranz für die Intubation erzielt um anschließend die Narkose ausschließlich über ein Narkosegas (z.B. Isofluoran) zu steuern. Dies ist sehr sicher, da der Patient fast zeitgleich mit dem Ausschalten des Narkosegases aufgeweckt werden kann.

Der art Gold Standard wird während allen orthopädischen Operationen, unseren Spezialitäten und während Notfalloperationen angewandt.

Alle Patienten die in der art-kleintierpraxis eine Narkose erhalten, werden intubiert (unabhängig davon, ob sie eine Injektionsnarkose oder eine Inhalationsnarkose erhalten) und können damit im Notfall beatmet werden. Weniger Sicherheit und Tierschutz anzubieten, können wir ethisch nicht vertreten.

Der art Bronze Standard ist eine teilweise umkehrbare Injektionsnarkose mit Intubation, das Mindestmaß an Sicherheit. Beim art Silber und Gold Standard kann schneller auf Narkosezwischenfälle reagiert werden, da ein Venenkatheter gelegt wird und eine Infusion angeschlossen ist. Narkosezwischenfälle sind zwar selten, aber wenn sie auftreten, muss schnellst möglich gehandelt werden. Ein Venenkatheter erlaubt in einer Notsituation sofort das rettende Medikament zu spritzen. Eine Schocksituation kann mit Infusionen behandelt und vorgebeugt werden. Die Narkosemedikamente werden durch Infusionen schneller ausgeschieden und der Patient erholt sich schneller von der Narkose.

Der art Bronze Standard ist geeignet für junge, gesunde Hündinnen/Rüden/Kater/Katzen, idealerweise im Alter von 3 bis 6 Monaten. Beinhaltet sind die hohen Anforderungen an Sterilität, ausgezeichnete chirurgische Durchführung, Antibiose und Schmerzausschaltung.

Der art Silber Standard empfiehlt sich für nach allgemeiner Untersuchung für gesund und unverdächtig befundene Patienten, die nicht mehr ganz jugendlich sind. Ob ein Patient augenscheinlich beginnt zu altern, und damit ein höheres Narkoserisiko hat, kann nur individuell nach eingehender Untersuchung entschieden werden. Als grobe Orientierung gilt hierbei das 9 Lebensjahr. Scheint ein Patient augenscheinlich oder mit Vollendung des 9. Lebensjahres zu den Senioren zu gehören oder bei Krankheiten (wie Niereninsuffizienzen), empfehlen wir als Mindestmaß unseren art Silber Standard.

Brodbelt DC, Pfeiffer DU, Young LE, Wood JL, 2008: Results of the confidential enquiry into perioperative small animal fatalities regarding risk factors for anesthetic-related death in dogs. J AmerVet Med Assoc 233, 1096–1104.
Brodbelt DC, 2010: Feline anesthetic deaths in veterinary practice. Top Comp Anim Med 25, 189–194.
Brodbelt D, 2009: Perioperative mortality in small animal anaesthesia. Vet J 182, 152–161.
Faggella AM, Aronsohn MG, 1993: Anesthetic techniques for neutering 6- to 14-week-old kittens. J Amer Vet Med Assoc 202, 56–62.
Faggella AM, Aronsohn MG, 1994: Evaluation of anesthetic protocols for neutering 6–14-week old pups. J Amer Vet Med Assoc 205, 308–314.
Root Kustritz MV, 1999: Early spay-neuter in the dog and cat. Vet Clin NA 29, 935–943.