Was ist Sebadenitis?
Definition (aus „Klinik der Hundekrankheiten”, 1997, ISBN 3432295421)
Sebadenitis: Erkrankung mit gestörter Verhornung, verursacht durch eine chronische granulomatöse Entzündung und schließlich Degeneration der Talgdrüsen. Folge sind progressiver Haarausfall und Seborrhoe, wobei als auffälliges Merkmal ganze Haarbündel samt der Haarwurzeln ausziehbar sind. Der Beginn ist oft am Schwanz und Kopf. Sebadenitis kommt in etwas unterschiedlicher Ausprägung beim Viszla, Pudel und Akita gehäuft vor. Die Ätiologie ist unklar, es werden Autoimmunvorgänge vermutet. Die Therapie richtet sich vor allem auf Hautpflege und Vermeidung von Sekundärinfektionen. für Sebadenitis typischen schwarz umkrusteten Haarwurzeln erkennen.
1. Was ist Sebadenitis?
Die Sebadenitis bedeutet die Entzündung und Zerstörung der Talgdrüsen. Die Talgdrüsen beim gesunden Hund produzieren einen Fettfilm auf der Haut. Dieser Fettfilm verhindert das Austrocknen der Haut und der Haare und schützt die Haut vor Keimen.
Die Krankheit beginnt mit Entzündungen um die Talgdrüsen herum; diese Entzündungen der Talgdrüsen selbst sind nicht-infektiös. Nach einiger Zeit kommt es zur Selbstzerstörung der Talgdrüsen durch körpereigene spezifische Lymphozyten (bestimmte Abwehrzellen der weißen Blutkörperchen). Die Sebadenitis ist also eine Autoimmun-Krankheit. Bei autoimmunen Reaktionen reagieren die Zellen auf „körpereigene Stoffe” so als wären sie Fremdkörper. Sie wehren sich dagegen und versuchen sie zu zerstören.
Die Haut wird schuppig, weil die Hornschicht sich verdickt. Die Haare brechen büschelweise ab. Dies führt zu stark juckenden, oft eitrigen Entzündungen der Haut. Sie riechen oft sehr unangenehm, weil der Schutzmantel der Haut zerstört ist.
2. Ist Sebadenitis heilbar?
Nein. Bis heute gibt es keine Therapie gegen die Ursache der Sebadenitis.
3. Seit wann kennt man Sebadenitis?
Das Krankheitsbild dieser Autoimmun-Erkrankung wurde 1986 zum ersten Mal beim Hund beschrieben. Sebadenitis ist in den 60er-Jahren zunächst bei Pudeln aufgetreten, Krankheitsvererber lassen sich bei den Pudeln bis in die 50er-Jahre zurückverfolgen.
4. Warum ist mein Hund an Sebadenitis erkrankt?
Die Veranlagung für diese Krankheit ist wahrscheinlich genetisch (erblich) bedingt. Auch der Zusammenhang mit Allergien wird erforscht.
5. In welchem Alter bricht Sebadenitis aus?
Die meisten Hunde erkranken in der ersten Lebenshälfte. Es gibt aber auch Hunde, bei denen Sebadenitis erst mit 10, 11, 12, …. Jahren ausbricht.
Sebadenitis tritt annähernd gleichermaßen bei Hündinnen 45% und Rüden 55% auf. Eine Kastration scheint keinen Einfluss zu haben
6. Die Haut meines Hundes ist nicht in Ordnung, hat er Sebadenitis?
Die Diagnose von Sebadenitis ist sehr schwierig. Deshalb wird sie häufig erst nach langen „Irrwegen” erkannt.
Hautprobleme können mannigfaltige Ursachen haben:
- falsche Ernährung (oft zu proteinreich),
- Zinkmangel,
- Allergien,
- Milben,
- Schilddrüsenerkrankungen,
- Pilzerkrankungen,
- und …
Bei einer Hauterkrankung sollten diese Ursachen zunächst untersucht und abgeklärt werden.
7. Wie wird Sebadenitis diagnostiziert?
Eine Hautbiopsie muss zur sicheren Diagnose von Sebadenitis vorgenommen werden. Dazu werden unter örtlicher Betäubung an mehreren Stellen Hautproben entnommen und mit dem Mikroskop untersucht. Mit einer Art „Ausstecher” wird Haut ausgestanzt, die gestanzte Stelle blutet und es dauert einige Minuten bis die Blutung stoppt. Jede Entnahmestellen wird mit wenigen Stichen genäht. Nach 7-10 Tage sind die Stellen abgeheilt.
8. Wie wird Sebadenitis behandelt?
Bis heute gibt es keine Therapie gegen die Ursachen der Erkrankung. Die Behandlung ist rein symptomatisch: es gilt die Auswirkungen dieser Krankheit lindern.
Gegen die bakteriellen Hautinfektionen werden zunächst Antibiotika eingesetzt. Da der natürliche Hautfilm krankheitsbedingt fehlt, treten nach Absetzen der Antibiotika bald wieder neue Entzündungen auf. Leider ist die permanente Behandlung mit Antibiotika keinem Hund zuträglich.
Sehr Erfolgreich sind kombinierte Behandlungen aus:
a.) Einleitend Antibiotika für 2 – 4 Wochen
b.) Alle 3 bis 4 Tage Waschungen mit Shampoos die Benzoyl Peroxid enthalten (Akneroxid-L Suspension 100g – mit Wasser gemischt).
c.) Rückfettende Waschungen (z.B.) am einfachsten eignen sich Fertigprodukte wie Humilac Spray von Virbac (In unserem Shop erhältlich) aber es gibt auch gute Erfahrungen mit Propylenglycol, Nerzöl, Babyöl 1:1 mit Wasser (alle 2 Tage für eine Woche, anschließend 2 mal im Monat)
d.) Supplemetierung mit Fettsäuren und Vitamin A (10000 IU – 20000 IU 2 x täglich z.B. Irostrol)
e.) Isotretinon (Aknefug, Isotret)(Frühstadium) oder Etretinat (Spätstadium) 2 x täglich
(Seit 2004/2005 wird zum Teil mit großem Erfolg mit biochemischen und naturheilkundlichen Medikamenten behandelt. Ein Biochemiker, Dipl.-Ing. Stephan Fritsch, der selbst einen betroffenen Hund hatte, hat diese Methode entwickelt. Er geht davon aus, dass jede Krankheit eine Ursache hat, die es zu finden gilt. Da er eine Spezialausbildung hat, sucht er die Ursache über eine Analyse der Haare und des Speichels. Hierbei wird nach diversen Belastungen (Bakterien, Pilze, Viren, Mangelzuständen und Organbelastungen) gesucht und die Allergien ermittelt.)
Eine Möglichkeit, dem erkrankten Hund zu helfen, besteht darin, den Schutzmantel der Haut durch rückfettende Substanzen „nachzuahmen”. Dabei sind gute Erfolge mit alternativ-medizinischen Behandlungen erzielt worden. Zum Beispiel durch Ölbader und durch Stärkung des Immunsystems.
Versuche mit Cyclosporin oder Cortison zum Beispiel brachten zwar kurzfristig Besserung, aber auch hier waren die Nebenwirkungen gesundheitsschädigend.
9. Wie verläuft die Krankheit?
Sebadenitis beginnt häufig an den Ohren und am Kopf, kann aber auch an den unterschiedlichsten Stellen am ganzen Körper ausbrechen.
Sebadenitis verläuft in Schüben: nach Zeiten, in den die Sebadenitis „ruht”, kann die Haut wieder verstärkt Symptome zeigen. Allgemeine Aussagen über die Auslöser für einen solchen Schub sind nicht möglich. Beispiele für Auslöser: Nahrungsumstellung, Stress durch Umzug.
10. Wer kann meinem Hund helfen?
Vor allem Dingen Sie! Bleiben Sie beharrlich, bis Sie die Ursache der Hauterkrankung ermittelt haben. Fragen Sie Ihren Tierarzt, ob er Erfahrung mit Sebadenitis hat. Es gibt im deutschsprachigen Raum mehrere Tiermediziner, die viel Erfahrung mit der Krankheit haben oder besuchen Sie ganz einfach die ART-Kleintierpraxis.